Bisher war ein dreistufiges Verfahren diagnostischer Standard: Suchtest (TPHA, z. B. TPPA), Bestätigungstest (IgG-Western Blot, IgG-ELISA oder FTA-ABS) und Aktivitätstest (VDRL, RPR oder IgM-Nachweis).
Da eine EU-Verordnung zur Vereinheitlichung der Labordiagnostik ansteht und zudem die Produktion des TPPA-Tests eingestellt wurde, sind einige Neuerungen absehbar. An Alternativen zum TPPA-Test wird derzeit geforscht. Als Ersatz für den nicht mehr erhältlichen Suchtest kann aktuell beispielsweise auf IgG/IgM-Screeningtests (CMIA) zurückgegriffen werden.
Therapie und Verlaufskontrollen bei Syphilis
An der Behandlung hat sich nichts geändert: G bleibt Mittel der Wahl. Bei Frühsyphilis reicht eine einmalige Gabe von 2,4 Mio. Einheiten i. m. Als Alternativen stehen Ceftriaxon (2 g i. v. für 10 Tage) oder Doxycyclin (100 mg oral 2× täglich für 14 Tage) zur Verfügung.
Bei Spätsyphilis wird die gleiche Medikation länger eingesetzt. Bei Neurosyphilis gelten entsprechend intensivierte Schemata, teils mit höherer Dosierung und Anwendungsdauer.
Die Verlaufskontrolle erfolgt nach 4 Wochen sowie nach 3, 6, 9 und 12 Monaten, teils auch nach 24 Monaten. Als Ansprechkriterium gilt ein Abfall des VDRL-Titers um zwei Verdünnungsstufen.
Urethritis: Diagnostik und Therapie
Im zweiten Teil des Vortrags stand die Urethritis im Fokus, ausgelöst durch Gonokokken, Chlamydien oder Mykoplasmen.
Für die Diagnostik hat sich die PCR mittels Nukleinsäureamplifikationstest (NAT) etabliert, ergänzt durch Kultur und ggf. Mikroskopie. Das Probenmaterial kann variieren: urethraler Abstrich, Meatusabstrich, Erststrahlurin (bei Männern) oder Selbstabstrich – die Aussagekraft ist vergleichbar.
Bei Verdacht auf Mykoplasmen-Infektion bleibt der Abstrich Goldstandard. Hierbei sollte zudem neben der Kultur ein Resistenztest erfolgen. Denn der kulturelle Keimnachweis dauert bei Mykoplasmen sehr lange (mehr als 3 Wochen) und weist oft eine geringe Sensitivität auf.
Empirische Antibiose je nach Beschwerdebild
Ein neuer Algorithmus erlaubt eine frühe Therapie anhand der Symptomatik: purulenter, gelb-grüner Ausfluss weist auf eine gonorrhoische Urethritis hin, mukopurulenter oder fehlender Ausfluss eher auf eine nicht-gonorrhoische Urethritis. Dadurch kann die Behandlung beginnen, bevor Ergebnisse aus der Kultur vorliegen.
- gonorrhoische Urethritis: Ceftriaxon 1–2 g i. v. einmalig, ggf. kombiniert mit Doxycyclin 100 mg p. o. zweimal täglich für 7 Tage. Bei Doxycyclin-Kontraindikation kann Azithromycin gegeben werden; neu ist hier das Vier-Tage-Schema: 1 g Azithromycin an Tag 1 und 500 mg an Tag 2–4. Dies löst das bisher übliche Regime einer einmaligen Gabe ab. Der Grund: Durch die längere Behandlungsdauer wird ein besseres Ansprechen erzielt.
- nicht-gonorrhoische Urethritis: Doxycyclin 100 mg 2× täglich für 7 Tage ist neuer Standard, Azithromycin gilt nur noch als zweite Wahl (ebenfalls Vier-Tage-Schema).
Empfohlen wird eine sexuelle Karenz von 7 Tagen nach Therapieende bzw. nach Abklingen der Symptomatik. Eine laborchemische Kontrolle des Therapieerfolgs sollte frühestens nach 6–12 Wochen erfolgen, um falsch positive Ergebnisse zu vermeiden.
Urethritis: Therapieempfehlung nach Erregernachweis
Liegt ein Erregernachweis vor, bleibt Ceftriaxon die erste Wahl bei gonorrhoischer Urethritis. Bei Kontraindikationen und nachgewiesener Sensibilität können Ciprofloxacin oder Azithromycin eingesetzt werden.
Eine Chlamydien-Infektion wird mit Doxycyclin 100 mg oral 2 x täglich für 7 Tage behandelt, bei Epididymitis für 14 Tage, bei Lymphogranuloma venereum für 21 Tage. Zweite Wahl sind Azithromycin, Erythromycin oder Levofloxacin.
Therapeutisch gibt es auch eine Neuerung beim Mykoplasmen-Nachweis: Die aktuelle Urethritis-Leitlinie von 2024 empfiehlt Azithromycin im Vier-Tage-Schema. Bei Kontraindikation oder Makrolid-Resistenz steht Moxifloxacin 400 mg 1× täglich für 7 Tage zur Verfügung.
Als alternatives Vorgehen bietet sich eine sequenzielle Therapie an: zunächst empirisch Doxycyclin zur Reduktion der Keimlast, anschließend gezielte Behandlung nach Resistenztest.
- Lahdo, Hedro (Wiesbaden). Vortrag: Überarbeitete Leitlinie: Leitlinie Sexuell übertragbare Infektionen (STI). Sitzung: Aktuelles zu sexuell übertragbaren Infektionen. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM) 2025, Wiesbaden,03.05.2025.