Die umfassende Meta-Analyse untersuchte die Wirksamkeit und Sicherheit von nicht-benzodiazepinen Muskelrelaxantien (MR) bei akuten und chronischen primären Rückenschmerzen. Die Autoren analysierten 50 randomisierte kontrollierte Studien mit 7.531 Teilnehmern, wobei Daten von 4.775 Patienten in die Meta-Analyse einflossen. Methodisch wurde bewusst auf dichotome Daten statt Mittelwertvergleiche gesetzt, um klinisch relevantere Ergebnisse zu erzielen.
Bei akuten Rückenschmerzen (< 6 Wochen) zeigten nicht-benzodiazepine MR eine signifikant höhere Wahrscheinlichkeit für Schmerzlinderung (RR: 0,53), verbesserte globale Wirksamkeit (RR: 0,49), reduzierte Muskelverspannungen (RR: 0,62) und verbesserte körperliche Funktionen (RR: 0,60) im Vergleich zu Placebo. Diese Wirkungen sind als klinisch relevant einzustufen.
Die Kombination von nicht-benzodiazepinen MR mit Analgetika/NSAR zeigte einen größeren Vorteil gegenüber der alleinigen Gabe von Analgetika/NSAR hinsichtlich der globalen Wirksamkeit nach 5-7 Tagen (RR: 0,62). Diese Ergebnisse deuten auf einen synergistischen Effekt zwischen beiden Wirkstoffgruppen hin.
Unter nicht-benzodiazepinen MR traten signifikant häufiger Nebenwirkungen auf als unter Placebo (RR: 1,56), insbesondere zentralnervöse Nebenwirkungen wie Sedierung und Schwindel (RR: 2,40). Die Kombinationstherapie mit Analgetika/NSAR führte ebenfalls zu vermehrten zentralnervösen Nebenwirkungen (RR: 1,91), jedoch nicht zu signifikant mehr Gesamtnebenwirkungen oder gastrointestinalen Beschwerden.
Für chronische Rückenschmerzen (> 12 Wochen) konnten nur begrenzte Daten zu Nebenwirkungen zusammengefasst werden, ohne signifikante Unterschiede zwischen MR und Placebo (RR: 0,93). Die Evidenzlage zur Wirksamkeit bei chronischen Beschwerden ist unzureichend und bedarf weiterer Forschung.
Die Qualitätsbewertung der eingeschlossenen Studien zeigt verschiedene Schwächen, insbesondere bei der Verblindung der Behandler, unvollständiger Datenanalyse (ITT-Analyse), Vermeidung von Ko-Interventionen und unzureichender Dokumentation von Studienabbrüchen. Diese Limitationen sollten bei der Interpretation der Ergebnisse berücksichtigt werden.
Für die klinische Praxis bedeuten diese Ergebnisse, dass nicht-benzodiazepine Muskelrelaxantien eine wirksame kurzfristige Behandlungsoption bei akuten Rückenschmerzen darstellen, besonders in Kombination mit Analgetika oder NSAR. Die häufigen zentralnervösen Nebenwirkungen erfordern jedoch eine sorgfältige Nutzen-Risiko-Abwägung und entsprechende Patientenaufklärung, insbesondere bezüglich Fahrtüchtigkeit und Arbeitsplatzrisiken.
Weitere Studien sind erforderlich, um zu klären, ob nicht-benzodiazepine MR einen größeren Nutzen bieten als Analgetika/NSAR allein und ob die alleinige Gabe mehr Vorteile bietet als die Kombinationsbehandlung.
Lesen Sie hier den vollständigen Originalartikel.