Ein aktueller Fall von Pest in Kalifornien, bei dem sich eine Person vermutlich beim Zelten durch einen Flohbiss infizierte, rückt eine historisch bedeutsame, aber keineswegs ausgerottete Krankheit wieder in den Fokus. Für die ärztliche Praxis in Deutschland ist dies ein Anlass, die Risikolage und die klinischen Aspekte von Infektionen mit Yersinia pestis neu zu bewerten.
Obwohl die Pest in Deutschland nicht endemisch ist – das Robert Koch-Institut (RKI) schätzt das Risiko einer Einschleppung als sehr gering ein –, bleibt sie durch globale Reisetätigkeiten eine differenzialdiagnostische Überlegung bei entsprechender Anamnese. Der Erreger Yersinia pestis zirkuliert in Tierreservoiren, vor allem bei wilden Nagetieren, in verschiedenen Teilen der Welt. Endemiegebiete umfassen neben ländlichen Regionen im Westen der USA (durchschnittlich 7 Fälle/Jahr) auch die Demokratische Republik Kongo, Madagaskar und Peru. In Deutschland ist die Pest nach IfSG unverzüglich meldepflichtig.
Die Infektion mit Yersinia pestis kann sich in drei Hauptformen manifestieren, deren Unterscheidung für Prognose und Management entscheidend ist:
Die Verdachtsdiagnose stützt sich auf die klinischen Symptome in Verbindung mit einer relevanten Reise- oder Expositionsanamnese (z. B. Aufenthalt in Endemiegebieten, Kontakt zu Nagetieren). Die Diagnosesicherung erfolgt durch den mikroskopischen Nachweis und die Kultur von Yersinia pestis aus Bubo-Aspirat, Blut oder Sputum sowie mittels PCR.
Das RKI hält die Einschleppung eines an Lungenpest Erkrankten aufgrund der kurzen Inkubationszeit für unwahrscheinlich. Dennoch kann eine infizierte Person während der Inkubationszeit nach Deutschland einreisen. Bei Patienten mit passender Symptomatik und Reiseanamnese sollte die Pest differenzialdiagnostisch erwogen werden.
Die zentrale Botschaft lautet: Schnelles Handeln ist entscheidend. Eine antibiotische Therapie sollte idealerweise sofort, spätestens innerhalb von 18 bis 24 Stunden nach Symptombeginn eingeleitet werden, da dies die Prognose drastisch verbessert. Zu den wirksamen Antibiotika gehören Doxycyclin (oft zur Prophylaxe und bei leichteren Verläufen), Ciprofloxacin und Gentamicin sowie Streptomycin, die insbesondere bei schweren Verläufen als Mittel der Wahl gelten. Ungeeignet sind hingegen Antibiotika wie Penicilline.
Fazit für die Praxis: Auch wenn die Pest eine Rarität darstellt, erfordert die Globalisierung eine erhöhte Wachsamkeit. Ein Verständnis der klinischen Bilder und die gezielte Abfrage der Reiseanamnese sind entscheidend, um einen potenziellen Fall frühzeitig zu erkennen und adäquat zu behandeln.