- Hofheinz, Ralf (Mannheim): Kolorektale Tumore. Onko Update 2025, Mainz, 01.02.2025.
In einer multizentrischen, randomisierten Phase-III-Studie aus China (DOI:) wurde die Wirksamkeit einer TNT mit CapOx (Capecitabin und Oxaliplatin), verbunden mit einer ebenfalls CapOx-basierten RChT, mit einer neoadjuvanten Capecitabin-basierten RChT verglichen. Es folgte jeweils eine TME (Totale Mesorektumexzision), beim konventionellen Therapieregime ergänzt um eine mit CapOx oder Capecitabin. Der primäre Endpunkt DFS (krankheitsfreies Überleben) war nach drei Jahren in der TNT-Gruppe signifikant besser als im Vergleichsarm (77,0 % versus 67,9 %, HR 0,623, 95 %-KI 0,435−0,892, P = 0,009).
Das verwendete TNT-Schema ist auch in Deutschland gebräuchlich. Damit bestätigt die Studie die gängige Praxis an vielen Zentren hierzulande.
Obwohl die TNT-Strategie ursprünglich auf die Verbesserung des DFS abzielte, wurde bei einem großen Anteil der Patienten zusätzlich eine Komplettremission erzielt, was die Frage aufwarf, ob die anschließende Operation durch eine Watch-and-wait-Strategie ersetzt werden könnte. Aber unabhängig von der TNT wird der Organerhalt als primäres Therapieziel unter Nutzung lokaler Dosiseskalation der Radiatio immer wichtiger.
Eine aktuelle Studie unterstreicht diesen Ansatz. So ließ sich durch die Addition einer Kontakt-Brachytherapie im Vergleich mit einer alleinigen Standard-RChT die Rate an Organerhalt für T2−T3a/b-Tumoren verbessern, wie die Langzeitdaten der OPERA-Studie zeigten (DOI: ). Nebenwirkungen wie rektale Blutungen waren mild und zeitlich limitiert; die Darmfunktion wurde durch die zusätzliche Bestrahlung nicht beeinträchtigt.
Der Organerhalt ist als primäres Ziel in der Therapie von Rektumkarzinomen angekommen. Dennoch besteht nach wie vor Unsicherheit bei der Frage, wann darüber entschieden werden sollte, ob eine Operation erfolgt oder nicht. So kann etwa die von Patienten unter einer Watch-and-wait-Strategie zwar verbessert werden, anhaltende Darm- und sexuelle Funktionsstörungen treten aber dennoch häufig auf. Zudem besteht bei Watch-and-Wait die Gefahr eines Re-growth, das in etwa 25–30 % der Fälle auftritt. Patienten, die danach eine Salvage-Resektion erhalten, haben ein höheres Risiko für die Entwicklung von Fernmetastasen als diejenigen, die primär operiert werden.
Der Trend in Richtung TNT und Organerhalt beim lokal fortgeschrittenen Rektumkarzinom ist eindeutig. Beim richtigen Zeitpunkt und der optimalen Ausgestaltung bleiben aber weiterhin offene Fragen, die zukünftige Untersuchungen klären müssen.