Keller, Jutta, PD Dr.med., Israelitisches Krankenhaus Hamburg, Session: Neurogastroenterologie – ein Update, Magenentleerungsstörungen – Einteilung und Behandlungsstrategien, 130. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin, 13.04.2024
Bei einer Magenentleerungsstörung kommt es entweder zu einer verlangsamten (Gastroparese) oder schnelleren (Dumping-Syndrom) Leerung des Magens nach einer Mahlzeit. Die Folge ist entweder eine Überdehnung der Magenwand bei zu langem Verbleib des Mageninhalts im Organ oder die Überdehnung des Dünndarms, wenn sich der Magen zu schnell entleert.
Symptomatisch ähneln sich beide Erkrankungen, was eine Diagnose häufig erschwert. Als Kardinalssymptome stehen Übelkeit und Erbrechen im Vordergrund. Beide Krankheiten können auch funktionell sein. Das Dumping-Syndrom tritt häufig postoperativ auf.
Für die Diagnose einer Gastroparese ist die Messung der Magenentleerungsgeschwindigkeit unumgänglich. Dies kann mittels einer Szintigraphie oder anhand eines Atemtests erfolgen. Wichtig ist eine standardisierte Durchführung der Untersuchung.
Bestätigt sich die Diagnose der Gastroparese, stellt sich meist auch die Frage nach der Behandlung. Es gibt relativ wenige etablierte Therapieoptionen, doch herrscht Konsens, dass die Ernährungsbehandlung gute Erfolge erzielt. Patientinnen und Patienten sollen eine weiche oder breiige Kost zu sich nehmen. Die tägliche Fett- und Ballaststoffzufuhr soll reduziert werden, um eine zügige Magenentleerung herbeizurufen. Trotz der reduzierten Fettmenge ist es wichtig, eine ausreichende Kalorienzufuhr zu erreichen. In Studien konnten so Verbesserungen der Symptomatik erreicht werden.
In den allermeisten Fällen ist auch eine antiemetische Behandlung oder eine Therapie, die die Magenmotilität steigert, sinnvoll. Hier kommen beispielsweise D2-Antagonisten und 5-HT4-Agonisten zur Anwendung – allerdings beide off-label.
Für therapierefraktäre Verläufe sind auch endoskopisch-chirurgische Verfahren denkbar. Eine Elektrostimulation, also ein Magenschrittmacher, beispielsweise oder auch eine G-POEM (gastrale perorale endoskopische Myotonie). Eine operative Behandlung kann ebenfalls erwogen werden, wenn andere Therapien nicht zum erwünschten Erfolg geführt haben.
Die Behandlung der Gastroparese stellt Behandler und Patienten oft vor Herausforderungen. Leitlinien hierzu existieren in Deutschland nicht und viele der Therapieoptionen gelten noch als off-label. Die wirksamste Intervention stellt die diätetische Behandlung dar. Weitere Maßnahmen können je nach Bedarf angeschlossen werden.
Keller, Jutta, PD Dr.med., Israelitisches Krankenhaus Hamburg, Session: Neurogastroenterologie – ein Update, Magenentleerungsstörungen – Einteilung und Behandlungsstrategien, 130. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin, 13.04.2024