Welche Rolle spielt die MRT in der Pränataldiagnostik?
  Eine aktuelle Übersichtsarbeit unterstreicht den potenziellen Nutzen fetaler MRT als Ergänzung zum Ultraschall.
  MRT kann Ultraschalluntersuchungen bei der Erhebung pränataler Befunde unterstützen 
  - Die fetale MRT, ergänzend zum Ultraschall eingesetzt, kann die diagnostische Genauigkeit für Anomalien erhöhen
  
- beide Verfahren sind stark untersucherabhängig
  
- insbesondere für 3T-MRTs und den Einsatz gadoliniumhaltiger Kontrastmittel ist die Datenlage bezüglich der Sicherheit limitiert
  
  Fetale MRT und Ultraschall mit unterschiedlichen Vorteilen
  Die Ultraschalluntersuchung kann als Standardverfahren kleinste Strukturen ohne Bewegungsartefakte sichtbar machen und die Kosten sind minimal. Sie ist jedoch abhängig von der Erfahrung des Untersuchers, der Qualität der Geräte und nicht zuletzt dem Zeitpunkt: Gegen Ende der ist die Aussagekraft aufgrund der Verknöcherung des Skelettsystems und der Position des Fötus zunehmend eingeschränkt, ebenso können Faktoren wie ein Oligohydramnion oder eine mütterliche Adipositas die Beurteilungsqualität beeinträchtigen.1
  Die Magnetresonanztomographie (MRT) kann die im gewonnenen Informationen ergänzen und Verdachtsdiagnosen gegebenenfalls bestätigen oder ausschließen. Ein Autorenteam der Uniklinik Hamburg-Eppendorf nennt in einem aktuellen Review mehrere Vorteile gegenüber dem pränatalen Ultraschall: Hierzu gehören die von der Position des Fetus unabhängige Planung der Bildebenen, eine überlagerungsfreie Bildgebung, ein großes Sichtfeld und ein ausgezeichneter Weichteilkontrast. Die Entwicklung schneller Sequenztechniken ermöglicht trotz Bewegungen des Babys eine hohe Bildqualität.
  MRT ist ebenfalls nicht fehlerfrei
  Hinsichtlich der diagnostischen Genauigkeit ist beispielsweise für ZNS-Fehlbildungen dokumentiert, dass die MRT sensitiver ist als der 3D-Ultraschall und bei 22 % der Ungeborenen mit ZNS-Anomalien zusätzliche Informationen liefert, die prognose- oder therapieverändernd sind. Die Anzahl falsch-positiver Diagnosen bei feineren ZNS-Befunden scheint jedoch bei der MRT höher als bei der Ultraschalluntersuchung.2 Laut einer Metaanalyse zu ZNS-Anomalien erhalten 2,5 % der Feten falsch-positive MRT-Befunde.3
  Bei einem kleinen Teil der Babys werden außerdem nach der Geburt Auffälligkeiten des Zentralnervensystems festgestellt, die von der MRT nicht detektiert wurden (2 %) . In anderen Fällen war der Ultraschall dem MRT überlegen (2 %).3
  Weitere Studien zur Langzeit-Sicherheit nötig
  Aktuelle Arbeiten attestieren der fetalen MRT nur minimale kurzfristige Risiken bei 1,5 T oder 3 T, dennoch ist im ersten Trimester Vorsicht geboten.4 Bedenken beziehen sich auf denkbare Folgen wie Gewebeerwärmung (aufgrund der durch die Hochfrequenzimpulse erzeugten Energie), ein verlangsamtes Wachstum in utero, Frühgeburtlichkeit und mögliche Funktionsstörungen der Cochlea nach Exposition gegenüber akustischem Lärm, wenngleich hierzu bislang keine Evidenz vorliegt. Ein Großteil der derzeitigen Erkenntnisse stammt aus kleineren Fallstudien und Tiermodellen.4
  Die Bewertung langfristiger Risiken ist bisher limitiert, da (insbesondere zu MRTs mit höheren Feldstärken) groß angelegte, prospektive Studien mit langen Nachbeobachtungszeiträumen fehlen und auch weiterhin schwer machbar sind. 
  In Bezug auf gadoliniumhaltige Kontrastmittel ist die Datenlage noch nicht ausreichend. Nachdem einige Untersuchungen auf Komplikationen wie Totgeburten und hingedeutet haben, erscheinen weitere und vor allem größere, prospektive und langfristige Follow-up-Studien unerlässlich, um die Sicherheit und Spätfolgen umfassend zu untersuchen, resümieren die Autoren eines weiteren aktuellen Reviews.4
  
    - Sousa, M. T. de, Schönnagel, B. P., Denecke, J. & Herrmann, J. Prenatal imaging – role of fetal MRI. Rofo 197, 385–396 (2025).
    
- Gonçalves, L. F. et al. Diagnostic accuracy of ultrasonography and magnetic resonance imaging for the detection of fetal anomalies: a blinded case–control study. Ultrasound Obstet Gynecol 48, 185–192 (2016).
    
- Rossi, A. C. & Prefumo, F. Additional value of fetal magnetic resonance imaging in the prenatal diagnosis of central nervous system anomalies: a systematic review of the literature. Ultrasound in Obstetrics & Gynecology 44, 388–393 (2014).
    
- Puris, G., Chetrit, A. & Katorza, E. Fetal Safety in MRI During Pregnancy: A Comprehensive Review. Diagnostics 15, 208 (2025).